Das Mysterium Johannes des Täufers und seiner Wiederkehr als Elija am Ende der Zeit
Als die
»geheimnisvollste Gestalt des Neuen Testaments« wird Johannes der Täufer von
Religionsforschern und Historikern bezeichnet. In der Tat, sein gesamtes Leben
und Wirken sind in Mysterien gekleidet. Von dem Wunder seiner Geburt bis hin zu
Gefangennahme und Enthauptung reihen sich Sonderbares und Geheimnisvolles wie
ein Glied ans andere.
8 - 6 v.
Chr. wird ein Knabe in Jerusalem geboren. Der Vater, ein Prophet und Priester,
entstammte dem Geschlecht Zadoks, seit der Zeit Davids ausgestattet mit dem
Privileg, das Amt des Hohenpriesters zu bekleiden. Die Abstammung der Mutter
wird auf Aaron zurückgeführt. Sie ist die Cousine Marias, der Mutter Christi.
Mutter und Kind verstecken sich in der Steinwüste Judäas, der Vater wird von
Herodes wegen seines Sohnes getötet. Warum?
Etwa dreißig
Jahre später taucht dieser Johannes scheinbar aus dem Nichts als gewaltiger
Prediger und Reformer auf. Tausende und abertausende Juden nehmen tagelange
Fußmärsche auf sich um ihn predigen zu hören. Der römische Geschichtsschreiber
Josephus Flavius nennt ihn einen Volkshelden, »von dessen Wort sich alle leiten
lassen«. Was predigte er?
Die Juden
halten ihn erst für die Wiederkehr des Elija, später für den Messias. Er
verneint stets, gibt aber darüber hinaus kaum Auskunft über sich. Schließlich
verlässt er Judäa für immer und geht auf das Ostufer des Grenzflusses Jordan
nach Peräa, heute Teil Jordaniens. Warum?
Dort beginnt
er mit seinen kompromisslosen Predigten und mit der Taufe »in den Jordan
hinein«. Speziell mit dem Ritual der Taufe hebt Johannes aber die Regeln der
jüdischen Kirche, ja selbst mosaische Gesetze und den Opferdienst im Tempel
auf. Weshalb? Als Folge seiner Handlungen und Weisungen steht das Land
urplötzlich vor dem finanziellen und religiösen Ruin. Warum? Landauf, landab
entsteht ein regelrechtes »Johannesfieber«, wie der neutrale Geschichtsschreiber
Josephus Flavius berichtet. Auf dem Höhepunkt seiner Anerkennung und Verehrung
tauft er schließlich Jesus vor einer breiten Öffentlichkeit und übergibt ihm
den engsten Kreis seiner Jüngerschaft. Was bewog ihn dazu?
Aus welchem
wahren Grund schließlich wird Johannes von Herodes Antipas gefangengenommen und
enthauptet? Welche Rolle spielte dabei Salome?
Etwa sechs
Monate nach der Enthauptung des Täufers erleidet Jesus den Kreuzestod. Da
Johannes auch nachweislich etwa sechs Monate vor Jesus geboren wurde,
erreichten beide das gleiche Alter. Vielleicht sogar auf den Tag genau. Liegt
dahinter eine tiefere Bedeutung?
Darüber
hinaus gibt es vielerlei Parallelen beider, wie etwa der gleiche Weg, das
gleiche Ziel, das gleiche Schicksal bis hin zum ungerechten Todesurteil. Beide
getrennt voneinander zu erfassen ist ein schwieriges Unterfangen und nur dem
naiv Glaubenden möglich. Warum erhielt der große Jüngerkreis des Johannes
Redeverbot durch Herodes Antipas und wurde schließlich sogar ins Exil getrieben?
War Jesus
Mitglied des Täuferkreises der Nazoräer? Und letztendlich, warum wurde Jesus
erst nach dem Tode des Täufers von der jüdischen Priesterschaft und Staatsmacht
verfolgt?
Das
Sonderbare und Außergewöhnliche Johannes des Täufers geht selbst über seinen
biblischen Tod hinaus, denn über den Verbleib seiner Gebeine gibt es eine Fülle
von Vermutungen, Indizien und Rätsel. Eine Ausnahme bildet das Haupt. Es ist
das bedeutendste Heiligtum eines der imposantesten Bauwerke des Islam, der
Omayaden- moschee in Damaskus. Dorthin kam es 379 n. Chr. als Ende einer
Odyssee, denn das Haupt wurde dreimal gestohlen und dreimal wieder gefunden.
Als Dank für das Wunder der Wiederauffindung erbaute Theodosius I. eine
Johanneskirche zur Aufbewahrung der Reliquie. Mehr als 300 Jahre später wurde
diese Kirche zur Moschee.
Noch
abenteuerlicher ist die Historie um die »Reliquie des rechten Armes«. Bei der
byzantinischen Kaiserkrönung zählte diese Reliquie zur Kaiserinvestitur. Sie
gelangte später jedoch in die Hand der Türken. Im Jahre 1480 verteidigten die
»Ordensritter des Johannes zu Rhodos und Malta« (daraus resultieren die
heutigen Johanniter und Malteser) erfolgreich die Insel Rhodos gegen die
islamischen Türken und erzwangen vom Sultan die Herausgabe der Armreliquie. 1799
jedoch fiel Malta. In geheimer Mission brachten die Ordensritter ihr Heiligtum
in den Winterpalast nach St. Petersburg. Die Zarenfamilie erschien als das
sicherste Schutzpatronat hierfür. Nach Ausbruch der Oktoberrevolution wurde ein
orthodoxer Priester vom Zaren beauftragt, die Reliquie heimlich dem dänischen
Königshaus zu überbringen, um sie so vor der Vernichtung durch die Bolschewiken
zu schützen. 1931 schließlich berichtet König Georg II. v. Griechenland, in
einer offiziellen Stellungnahme zum Verbleib dieser Armreliquie, dass diese nun
»unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen in der Kapelle des Königs von
Jugoslawien aufbewahrt wird«. Seit den Wirren des 2. Weltkrieges und der
jugoslawischen Staatsführung durch Tito ist der Verbleib dieser Armreliquie
offiziell unbekannt. Eingeweihte vermuten das Versteck jedoch auf einer Insel
vor der Küste Dalmatiens, bewahrt im Boden einer Kirche, die einem anderen
Johannes, dem Schreiber der Apokalypse, geweiht ist. Dieser Johannes und
vermutlich spätere Apostel Jesu gilt zudem als Jünger des Täufers.
Aber auch
andere Reliquien des Täufers haben eine bewegte Geschichte. Knochensplitter und
Zahnreliquien finden sich in vielen Kirchen Europas. Das Enthauptungstuch
gehörte zum persönlichen Schatz Karls des Großen. Der legendäre Kamelhaarmantel
sowie der Trinkbecher des Täufers sind in der Kirche San Giovanni in Laterano
in Rom aufbewahrt. All diese Reliquien kamen durch die Kreuzzüge nach Europa.
Im 3. und 4.
Jahrhundert n. Chr. brach unter den Christen ein wahres Jagdfieber nach den
Gebeinen des Täufers aus, wurden doch vielerlei Wunder damit verbunden. Der
römische Kaiser Julian befahl schließlich die Verbrennung der Gebeine. Was
heute noch erhalten ist, wurde von Mönchen auf abenteuerliche Weise vor der
Vernichtung gerettet.
Was nur
wenige Christen wissen: Die Schale, auf der das Haupt des Johannes der Herodias
und Salome dargereicht wurde, ist neben dem Blutkelch Jesu Christi Bestandteil
des HEILIGEN GRAL.
Warum aber
soviel Aufhebens um die »Reliquie des rechten Armes«? Während die mystische
Bedeutung des Heiligen Gral in vielerlei Schriften und Epen festgehalten ist,
gibt es kaum Dokumente über die Bedeutung der Armreliquie. Erst bei meinen
Forschungen bin ich speziell in orthodoxen Klöstern im Südosten und Osten
Europas mehrfach auf geheimnisvolle Überlieferungen bzw. Legenden gestoßen:
»Der rechte Arm Johannes des Täufers ist das irdische Symbol für Gottes
mahnende Hand und zweischneidiges Schwert zugleich, das Licht und Finsternis
zur Stunde X trennen wird. Zuvor aber wird Satan noch die Macht gegeben, dieses
irdische Mahnmal Gottes vor den Menschen zu verbergen. Wird aber der Arm
wiedergefunden, ist die Macht Satans über Erde und Mensch gebrochen. Das
Schwert Gottes wird dann in diesen Arm gelegt, um Christus endgültig den Weg zu
ebnen«.
Natürlich
hat dieser rechte Arm Johannes des Täufers eine tiefe mystische, ja biblische
Bedeutung, ganz besonders in der orthodoxen Kirche. Alle Attribute wie Kelch
(Sinnbild für das Opfer Christi), Kreuzstab (Stab des Boten Gottes, Hinweis auf
Kreuzestod Christi), Schriftrolle (Zeichen des Propheten), Buch (geschlossen,
aber geöffnet am Jüngsten Tag) sowie Spruchband (Ecce Agnus Dei) usw. sind
meist im Zusammenhang mit seinem rechten Arm geschildert und abgebildet.
In der byzantinischen
und orthodoxen Ikonenmalerei steht die Verehrung Ioannis Prodromos (= Johannes
der Vorläufer) im Vordergrund. Diese Ikonen zeigen Johannes den Täufer fast
ausschließlich mit Flügeln, den Kreuzesstab haltend, nicht selten auch das
zweischneidige Schwert, stets aber ist sein abgetrenntes Haupt mit Schale
abgebildet.
Die Flügel
beziehen sich dabei auf die Prophezeiungen Maleachis: »Siehe ich will meinen
Boten senden, der vor mir her den Weg bereiten soll ..., und der Engel des
Bundes, den ihr begehrt ... « (Mal. 3,1). Zugleich aber ein Hinweis auf das
Jüngste Gericht: »Siehe, ich will euch senden den Propheten Elija, ehe der
große und schreckliche Tag des Herrn kommt« (Mal. 3,23).
Zu dem
Geheimnisvollen, das Johannes den Täufer umgibt, gehört ganz sicher auch der
stetige Hinweis auf seine Identität mit Elija, dem einerseits ersten Propheten
Gottes, andererseits aber auch dem letzten Boten vor dem großen Gericht. Woraus
resultiert nun die Annahme, dass Johannes der Täufer tatsächlich identisch ist
mit Elija?
Es beginnt
mit seiner Geburt. Ein Engel kündet den Eltern davon. Es klingt mehr wie eine
Verhöhnung, denn die ausgesuchte Mutter (Elisabeth) ist unfruchtbar und
inzwischen zudem jenseits der Jahre, da eine Empfängnis möglich ist. Der Vater
(Zacharias) ist ein alter Mann und zürnt Engel und Gott zugleich ob deren Hohn.
Der Engel aber bleibt unbeirrt und gibt preis, dass dieses Kind »ein Prophet
des Höchsten sein wird«. Zudem soll der Geist des Elija in ihm sein. Dies ist
zumindest die biblische Schreibweise laut Lukas 1,68-79. Diese evangelische
Botschaft könnte natürlich nachträglich christologisch von der Frühkirche
ausgerichtet sein. Doch es gibt gesicherte vorchristliche Quellen, außerhalb
des Neuen Testaments, wo die außergewöhnliche Geburt und Bedeutung Johannes des
Täufers detailliert geschildert werden, so im »Johannesbuch der Mandäer«.
Dieser Text ist Jahrzehnte vor den Evangelien entstanden und nahezu seit 2000
Jahren unversehrt erhalten.
Den biblisch
deutlichsten Hinweis auf die Identität zwischen Johannes und Elija haben wir
aber durch Jesus selbst. Nach dem Evangelisten Matthäus (Mt. 11,13-15) sagt er
über Johannes: »Denn alle Propheten und das Gesetz haben auf Johannes hin
geweissagt, und wenn ihr es annehmen wollt: Er ist der Elija, der da kommen
soll. Wer Ohren hat, der höre«. Diese Aussage ist von großer Tragweite. Zum
Einen schon der Hinweis, dass alle Propheten und das Gesetz auf Johannes hin
geweissagt haben. Zum anderen aber die absolute Aussage, dass Johannes der
Elija ist, der da kommen soll. Diese Passage ist sehr aufschlussreich, denn im
gleichen Atemzug spricht Jesus von Johannes in der Vergangenheit: »Johannes ist
gekommen, aß nicht und trank nicht ...« (Mt. 11,18). Hat Jesus hier über den
enthaupteten Johannes gesprochen und seine Wiederkehr als »Elija, der da kommen
soll« prophezeit? Selbst wenn Jesus hier über den gefangenen, also noch
lebenden Johannes gesprochen hat, bleibt die Frage: Was bewegte Jesus, Johannes
als den kommenden Elija zu benennen, hat doch dieser auf die Frage, ob er Elija
sei, geantwortet »Ich bin es nicht« (Joh. 1,21).
Liegt hier
ein Irrtum, ein Widerspruch der Evangelisten vor oder aber ein tieferer Sinn,
den wir erkennen sollten? Hat Johannes der Täufer etwa zwei Missionen zu
erfüllen? Dann wäre die erste Mission vor etwa 2000 Jahren durch ihn erfüllt
worden: »Siehe, ich sende meinen Engel vor deinem Angesicht her, der deinen Weg
vor dir bereiten wird«, wie der Prophet Maleachi es angekündigt hat. Die zweite
Mission aber »Siehe, ich will euch senden den Propheten Elija, ehe denn da
kommen wird der große und schreckliche Tag des Herrn« liegt dann aber noch vor
uns. Auch bleibt die Frage, ob die Weissagung des Propheten Jesaja »Es wird
einer kommen, der alle Wege eben macht« sich auf die Zeit vor 2000 Jahren oder
die zukünftige bezieht, offen.
In meiner
Forschung über das Leben und Wirken Johannes des Täufers erschien mir beim
Studium der biblischen und außerbiblischen Texte und Dokumente seine Wiederkehr
als Elija nur logisch. Die scheinbaren Widersprüche der Evangelien lösen sich
schnell auf, wenn man einen historisch belegbaren Jochanan ben Zacharja (=
Johannes der Täufer) mit den neutestamentlichen Texten abgleicht. Der römische
Geschichtsschreiber Josephus Flavius, als Zeitzeuge, gibt letztendlich mehr über
den Vorläufer Christi preis als die Bibel selbst. Dagegen wissen wir, dass alle
Texte über den Täufer im Neuen Testament durch die redigierenden Hände
frühchristlicher Berichterstatter gegangen sind. Das theologische Problem der
frühen Kirchenväter war die Bestimmung des Platzes Johannes des Täufers als
ausschließlichen Wegbereiter Jesu. Damit ist man der Einheit beider
Gottesgesandten nicht gerecht geworden.
Letztendlich
hat die christliche Kirche nicht mehr korrigierbare Fehler begangen, wenn sie
Johannes den Täufer auf die reine Vorläuferschaft Jesu vor 2000 Jahren
reduziert. Was aber macht dann der Vatikan mit einigen der wohl bedeutendsten
Mitstreitern seiner Kirche, etwa mit der seliggesprochenen Hildegard von Bingen
(1098-1179) oder Papst Johannes XXIII. (1881-1963)?
Die
Präzision und Deutlichkeit, mit der die Wiederkehr des Täufers zum Ende der
Zeiten prophezeit wird, lässt einen erschaudern.
Hildegard
beschreibt in ihrem Hauptwerk detailliert Sitten und Umstände der Endzeit, das
Aufkommen des Antichristen mit all seinen Wundertaten und -werken für die Welt,
das gleichzeitige große Abfallen vom Glauben und die Hinwendung zu anderen
Religionen bis hin zu einer einheitlichen Neuordnung der Welt, die Frieden und
Reichtum verspricht. Taufe und Kreuz, die Anbetung Christi werden bei Strafe
untersagt usw.. Schließlich tritt Elija auf, erst bedrängt und verfolgt,
schließlich doch der kraftvolle Bote Gottes, der sich dem Antichristen
entgegenstellt. Begleiten werden dieses Ereignis dabei Zeichen und Katastrophen.
An anderer Stelle beschreibt Hildegard eine Vision, in der sie den
wiederkehrenden Johannes als das Erscheinen eines riesengroßen Sternes
erschaut, der wunderbaren Glanz verbreitet und sich blitzschnell der Flamme
Christi zuwendet. »In getreuer Tat leuchtete er in seinen Wundern auf und zeigt
das wahre Wort ...«.
Interessant
ist, dass nur wenige Seher und Prediger wie diese Ordensfrau Achtung und
Verehrung innerhalb der Kirche erfahren haben. Gerade in der jetzigen Zeit
erfährt sie eine Wiederentdeckung - leider aber hauptsächlich durch Garten- und
Küchenbücher, die sich ihres Namens bedienen und weniger wegen ihres
Hauptwerkes über die Wiederkehr Elijas.
Geraffter
dagegen ist die Prophezeiung Johannes XXIII.:
»Michael und
Johannes werden auf die Erde herabsteigen ...«
»Halbmond,
Stern und Kreuz werden aufeinanderprallen.
Einer wird
das schwarze Kreuz hochhalten.
Aus dem Tal
des Fürsten werden die blinden Reiter kommen. Nach ihnen die Raben des Hungers,
der Not, der Pest.
Wohin könnt
ihr noch fliehen, nachdem ihr die Kirche zerstört und den letzten Vater getötet
habt?
Erwartet das
Zeichen des Johannes.
Das Lamm ist
bereit.«
»Öffnet euer
Herz der Lilie.
Die von den
Posaunen angekündigte Stimme wird machtvoll sein.
Licht aus
dem Westen, das letzte Licht vor dem ewigen unbekannten Lichte.«
»Die Schreie
erheben sich, die Schranken des Zwistes.
Die Bestie
steigt schon aus den Wassern.
Die
Hungersnot hält die Heere auf. Die Menschen rechnen mit dem Tod.
Gott hat den
Krieg der Natur entfesselt um den Krieg der Menschen zu verhindern.
Die Tochter
des Kain ist im Norden herabgestiegen um zu predigen. Sieben Jahre Luxus im
neuen Babylon. Im siebten Jahr fällt der siebte Schleier Salomes, aber es gibt
keinen Kaiser, es gibt niemanden, der das Schwert erheben und den Kopf von
Johannes abtrennen könnte.
Die Zeit ist
nahe.«
Zu manchen
Wortwendungen fehlt uns heute noch der Zugang, andere wiederum scheinen leicht
deutbar:
»Halbmond,
Stern und Kreuz ...« stehen für die Völker des Islam, der Juden und
Christenheit. Spätestens seit dem 11. September 2001 und den weltweiten
Terroranschlägen, den Kriegen in Afghanistan und Irak wissen wir um diese
Bedeutung. Das »schwarze Kreuz« symbolisiert die Kräfte des Bösen, die Macht
und Waffe des Antichristen, der die Weltherrschaft anstrebt und vortäuscht im
Namen Christi zu handeln. »Aus dem Tal des Fürsten« ist ein Hinweis auf Satan,
den Fürsten dieser Welt, dessen Kräfte sich entfesseln durch Macht und Reichtum
seiner Anhänger und Mitstreiter, eben die »blinden Reiter«, die vorgeben, im
Auftrag Gottes zu handeln, jedoch dem Gegenpart dienen. Es folgen Hunger, Not
und Seuchen. Die Kirchen haben keine Bedeutung mehr, der letzte Papst wird
offenbar ermordet. Dann aber erscheint als Rettung erst das Zeichen des
Johannes, dem folgt sein machtvolles Wort. Er wird als das letzte Licht vor dem
Ende der bisherigen Welt und dem neuen unbekannten Licht (Christus) bezeichnet.
Dann aber erst beginnt die große und unerbittliche Auseinandersetzung zwischen
den Anhängern des wahren Kreuzes Christi und denen des schwarzen Kreuzes. Dem
folgen Krieg und Naturkatastrophen unbekannten Ausmaßes. Das »neue Babylon«
kann ein Hinweis auf Städte, Länder oder gar Kulturen sein. Johannes der Täufer
wird verfolgt, man will ihn töten, symbolisiert durch den Fall des »siebten
Schleiers der Salome«, doch es gelingt nicht. »Das Lamm ist bereit« und »die
Zeit ist nahe« sind belegte Aussprüche des Täufers, die das Kommen Christi
verkünden. Es hat speziell in dieser Prophezeiung eine gezielte Bedeutung und
symbolisiert Hoffnung und Erfüllung.
Es gibt noch
eine Reihe von Prophezeiungen über die Wiederkehr Johannes des Täufers zum Ende
der Zeit. Bekannt sind vor allem die Weissagungen der Bertha Dudde (1891-1965)
sowie des Sehers und Mystikers Jakob Lorber (1800-1864). Von besonderer Brisanz
sind auch die bereits erwähnten mündlichen Überlieferungen und Aussagen von
orthodoxen Mönchen über die Wiederkehr des Täufers und deren Vorzeichen. Eine
detaillierte Wiedergabe würde den Rahmen sprengen.
Zusammenfassend
aber ist deutlich: Die Vorzeichen sind
»Bruderblut,
das die heiligen Gräber der Bogomilen (= vom Vatikan verfolgte Gnostiker des
frühen Mittelalters. Ihre Gräber sind Denkmäler in Bosnien) tränkt« =
Bürgerkrieg im Balkan, speziell Bosnien.
»Der Bär
wird im Schnee darben, aber dann jene zu Tode hetzen, die sein Fell verteilen
wollten« = der Niedergang Russlands und dessen unerwartete Wiedererstarkung.
»Im ersten Jahr ist Wasser, im zweiten Glut, im dritten Blut« =
Naturkatastrophen in schneller Folge
»Der
Halbmond will als ganzer über die Erde strahlen« = der Kampf des Islam? »Das
letzte Babylon hat keine Mauer, die es umgibt, noch ein Tor, das verschlossen
werden kann. So wenig Geschlechter haben noch in keinem Babylon gewohnt, bis es
stirbt« = der Untergang einer westlichen, aber relativ jungen Weltmetropole?
Und der
Anfang vom Ende
»Der
Enthauptete wird kommen erhobenen Hauptes. Zuvor aber wird seine Rechte sich
zeigen mit dem Schwert. Lange wird es dauern bis man erkennt, dass es kein
Schwert ist, sondern das Zeichen des Gekreuzigten, mit dem die Finsternis
verbannt wird« = Wiederkehr Johannes des Täufers als erneuter Vorläufer Christi
und Wegbereiter des Endgerichts.
Aber auch
aus jüngster Zeit liegen mir Weissagungen zu diesem Thema vor. Die Texte sind
konkret und voller Wortkraft. Die Quelle ist seriös und ernst zu nehmen. Eine Veröffentlichung
ist bereits teilweise erfolgt.
Analysiert
man nun diese Prophezeiungen über die Wiederkehr des Johannes, so zeigen sich
vorherrschende Kriterien:
Die
Wiederkehr ist mit dem Ende der bisherigen Welt verbunden, was aber nicht auf
die Zerstörung des Planeten hinweist, sondern einen schmerzhaften
Reinigungsprozess beschreibt.
Der Großteil
der Menschen und vorherrschenden Mächte stellt sich gegen Johannes und damit
gegen Christus selbst, da sie die bestehenden Werte und Prinzipien der
materiellen Welt erhalten wollen.
Kriege und
Naturkatastrophen erschüttern Welt und Menschheit in großem Ausmaß. Die
Lebenden werden die Toten beneiden. Es wird ein Zustand herrschen, wie es
Christus im Evangelium des Lukas, Kapitel 21 prophezeit. Der größte Teil der
Menschen wird den Antichristen für Gott halten, da dieser für den Erhalt der
bisherigen Welt und die Menschheit eintritt. In seinem Versprechen, die Plagen
der Menschheit wie Kriege, Religionsstreitigkeiten, Hunger und Krankheiten
erfolgreich zu bekämpfen, gilt er als der ersehnte Messias. Zudem hat er die
Kraft, Wunder zu wirken, was seine »Gottheit« gegenüber den Menschen vertieft.
Johannes der
Täufer erduldet in seiner erneuten Mission wiederum ein Martyrium durch
Verfolgung und Morddrohung. Seine Worte und Botschaften werden verworfen. In
seiner scheinbaren Liebe zu Mensch und Welt hält man Satan für Gott, der
angekündigte Christus wird samt seinem Verkünder zum Feind von Erde und
Menschheit erklärt.
Nur durch
das machtvolle und plötzliche Eingreifen Gottes werden Licht und Finsternis
getrennt. Diejenigen, die verstanden haben, dass das Reich Christi nicht von
dieser Welt ist, erkennen die erlösende Tat, die Weltenanbeter und Verehrer des
vergänglichen Leibes werden - biblisch ausgedrückt - getilgt.
Um das ganze
Mysterium von Johannes dem Täufer, seinem Leben und seiner Wiederkehr zu
enträtseln, ist eine Rückblende auf den biblischen und historischen »Jochanan
ben Zacharja« wichtig.
Die bereits
erwähnten Mandäer sind uns aus vorchristlichen Quellen bekannt. Sie gehörten
einer beachtlichen jüdischen Bewegung an, die Johannes mit dem erwarteten
Messias identifizierten. Diese bis heute existierende ehrenwerte Sekte der
Mandäer ist aus dem allgemeinen Johannesfieber der damaligen Bewegung
hervorgegangen und wurde von Herodes Antipas um 32 n.Chr. gewaltsam vertrieben.
Sie sind heute im Irak und Iran beheimatet. Durch sie ist uns der Zugang zu den
ältesten vorchristlichen Aufzeichnungen bewahrt und das »Johannesbuch der
Mandäer« erhalten geblieben. Die Position der Mandäer, in Johannes dem Täufer
den wahren Messias zu sehen, ist übrigens heute wie damals unverändert. Im
besagten Buch ist die Rede von der wundersamen Geburt des Täufers, dem Stern,
der über seiner Geburt leuchtete, dem Besuch der drei Weisen, die Verfolgung
und beabsichtigte Tötung des Knaben und der Befehl eines Engels, vor Herodes zu
fliehen.
Religionsforscher
vermuten daher, dass die Geburtsgeschichte des Johannes von den Evangelisten
Matthäus und Lukas zumindest teilweise auf Jesus übertragen wurde. Aufgrund
eingehender eigener Forschungen habe ich aber herausgefunden, dass ein Großteil
für beide Geburtsgeschichten gilt.
Die Mutter
Elisabeth floh mit ihrem Neugeborenen in die Höhlen der Judäischen Wüste, um so
Johannes vor der Verfolgung zu schützen. Der Vater wurde von Soldaten des
Herodes nach dem Verbleib seines Sohnes befragt, gab aber keine Auskunft.
Herodes ordnete daraufhin die Ermordung von Zacharias sowie die Enteignung des
Besitzes (stattliche Weingüter vor Jerusalem) an.
Kurze Zeit
später wurden Elisabeth und Johannes nach Ägypten geleitet, während Maria mit
Jesus auf direktem Wege nach Ägypten zu den Therapeutae, einer essenischen
Bruderschaft, geführt wurden.
Die Flucht
beider ist in Wahrheit mehr als eine Legende und hatte einen triftigen Grund:
Herodes d. Gr. war weder Jude noch jüdischen Glaubens und saß nur aus römischen
Gnaden auf dem Throne. Auch das geistige Oberhaupt der Juden, der Hohepriester,
war unrechtmäßig in diesem Amt, denn nach jüdischer Überzeugung musste der
Messias und wahre König Israels dem Hause Davids, der Hohepriester parallel
hierzu aus dem Geschlecht der Zadokiden entstammen.
Bei Johannes
war die Abstammung von Zadok unbestritten. Historisch gesichert ist aber auch,
dass der Großvater Jesu väterlicherseits Eli »der Davidide« hieß. Elis
Abstammung von Nathan, einem Sohn König Davids, war ebenfalls unbestritten.
Zur Geburt
beider Kinder trat zudem noch eine astronomische Himmelserscheinung auf, der
Stern von Bethlehem. Sichtet man die umfangreiche Fachliteratur zu diesem
Thema, kristallisiert sich in der heutigen Wissenschaft eine ernste Deutung
heraus: Nach gängiger Meinung war der »Stern der Weisen« das dreimalige
Zusammentreffen der Planeten Jupiter und Saturn im Stern der Fische im Jahre 7.
v.Chr. (Ist dieser Stern der Fische die Ursache für das Fischezeichen der
frühen Christen?). Diese Erkenntnis deckt sich exakt mit der historischen
Geburt von Johannes und Jesus 8 - 6 v. Chr.
Anhand
dieser wenigen Fakten wird deutlich, warum sowohl Herodes als auch der
Hohepriester beiden Knaben nicht neutral gegenüberstanden. Denn die Geburt
beider, die äußeren Zeichen, verbunden mit der prophetischen Erwartungshaltung
des jüdischen Volkes so offenkundig vernetzt zu erleben, konnte nicht mehr als
Zufall abgetan werden.
Die drei
Weisen wurden deshalb auch zu Herodes und dem Hohenpriester geführt. Auf
listige Weise, die eine eigene Historie füllen würde, haben sie diese um die
Geburt beider um ein bis zwei Jahre getäuscht, um die Flucht ungestört zu
organisieren. Doch die Astronomen und Hofpropheten machten Herodes im zweiten
Jahr auf dieses Täuschungsmanöver aufmerksam. Dies ist der wahre Hintergrund,
warum Herodes erst später nach Knaben bis zu zwei Jahren aus den Geschlechtern
Zadok und David suchen ließ, nicht aber andere Kinder verfolgte. Die biblisch
geschilderte Kindestötung durch Herodes ist deshalb übertrieben und historisch
nicht belegt. Seine rigorose Vorgehensweise zur eigenen Machterhaltung ging
aber soweit, dass er sogar einige seiner eigenen Kinder töten ließ, um sich
seinen Thron zu sichern.
Diese
ausführliche Schilderung von Geburt, Abstammung und Verfolgung ist wesentlich,
um die spätere Verehrung von Johannes und Jesus durch das jüdische Volk zu
verstehen, ebenso wesentlich, um den wahren Grund der Ablehnung und Ermordung
beider durch Priesterschaft und Staatsgewalt zu erkennen. Zur Zeit Johannes und
Jesus traten viele selbsternannte Elijasse und Messiasse auf, doch sie fanden
weder Anerkennung noch waren sie der Verfolgung ausgesetzt. Ihr Auftreten stand
nicht im Einklang mit den Schriften, ihre Herkunft war unbedeutend und große
Worte allein überzeugten nicht.
Über die
Kindheit und Jugend gibt es weder für Johannes noch für Jesus historische
Quellen. Indizien weisen auf einen längeren Aufenthalt des jugendlichen
Johannes bei den Essenern hin, sind aber bei genauer Betrachtung nicht haltbar.
Andere Indizien sprechen wiederum von längeren Aufenthalten des jungen Johannes
in Teilen Indiens, Persiens und Tibets. Trotz intensiver Recherchen konnte ich
hierüber keinen haltbaren Nachweis finden. Entsprechendes gilt für die Kindheit
und Jugend Jesu. Auch die apokryphen Kindheitsgeschichten beider dienen mehr
der Verklärung als der Wahrheitsfindung. Sicher aber gilt ein langjähriger
Aufenthalt des Täufers in der Wüste Judäas. Die Zeitgenossen nannten ihn den
»Eremiten von Engedi«, was auf seine Zurückgezogenheit in der Region des Toten
Meeres hinweist. Seine ersten Reden waren in Jerusalem. Sie hatten bereits
mahnenden Charakter. Der Priesterschaft und Staatsgewalt warf er doppelte Moral
vor und seine Vorwürfe gipfelten in der Anklage, dass sie das Volk finanziell
und geistig aussaugten. Er verurteilte den Opferkult im Jerusalemer Tempel und
nannte die Priesterschaft »Otterngezücht«, da sie dem Volke unzumutbare
Sühneopfer im Namen Gottes auferlegten. Die Einhaltung der Gesetzte sowie das
»Reinwerden« waren nicht nur beschwerlich, sondern auch teuer. Die Zahl der
Unreinen und Sünder war naturgemäß sehr groß. So galten Frauen während der
Regelblutung und Tage danach schon als unrein. Selbst Familienmitglieder, die
während dieser Tage die Menstruierende berührten oder nur auf dem gleichen
Stuhl saßen, waren unrein. Die Reinsprechung aber durch einen Tempelpriester
erforderte nicht nur den Kauf eines Opfertieres (z.B. Taube), sondern auch
entsprechende Zahlungen an den Priester. Auf diesem Hintergrund wird
verständlich, dass die Händler für Opfertiere aller Art ihren Geschäftssitz
unmittelbar am Tempel hatten. An die Priesterschaft mussten diese wiederum
Standgelder und Umsatzprovisionen entrichten. So glich der Tempel mehr einer
Markthalle, Geld- und Warenbörse als einem religiösen Zentrum.
Diese
Unterjochung von Leib, Geist und Seele prangerte Johannes laut und zornig an.
Speziell die Frauen, nach jüdischem Verständnis ohnehin nur nachrangig in
Gottes Plan und zudem regelmäßig unrein, erfuhren durch die Predigten dieses
»Eremiten von Engedi« eine sichtbare Befreiung und Aufwertung.
Bereits zu
dieser Zeit sind Zulauf und Verehrung des Täufers überliefert. Dieser entzog
sich aber stets der Masse und wies jede Huldigung vehement zurück. Das
regelmäßige Untertauchen nach jeder Rede hatte einen Grund: Er wurde wegen
Gesetzesbruch und Gotteslästerung gesucht. Mit seinem engsten Jüngerkreis,
darunter die späteren Aposteln Petrus, Andreas und Thomas, suchte er einen Ort,
wo er das jüdische Volk weiterhin erreichen konnte, sich aber der Staatsgewalt
Judäas entzog. Dieser Ort war »jenseits des Jordans«, gegenüber Jericho und
gehörte zum Staat Peräa unter Herodes Antipas. An dieser Stelle verlief eine
alte und stark frequentierte Handelsstraße über den Jordan. Zudem hatte diese
Stelle noch eine doppelte biblische Bedeutung: das jüdische Volk betrat hier
nach dem Auszug aus Ägypten das Gelobte Land und Elija fuhr hier in den Himmel auf.
Zusätzlich
zu seinen Predigten führte Johannes eine religiöse Neuerung ein: die Taufe. Für
diese Handlung gab es keinerlei biblische Wurzeln, im Übrigen auch keinen
Zusammenhang mit den essenischen Tauchbädern. Diese Taufe des Johannes war
sozusagen der Bruch aller Regeln. Mit dem einmaligen Eintauchen in den Jordan
vergab er den Menschen die Sünden, für die sie bisher im Tempel opfern mussten.
Er sprach sie für immer frei vom »Unreinsein«.
Von allen
Seiten und Landesteilen strömten nun die Menschen zur Taufstelle, »weil ein
jeder sich durch die Taufe und Rede des Johannes gehoben fühlte«, wie der
Geschichtsschreiber Josephus Flavius berichtet. Er schreibt aber auch, dass der
Erneuerer und Prediger Johannes eine derart starke Volksbewegung und Verehrung
auslöste, dass ein Aufruhr gegen die Staatsgewalt und ein Zusammenbruch des
Systems befürchtet wurden. Dies ist nachvollziehbar, denn wer von den Juden
ging noch in den Tempel, um für sein »Reinwerden« wieder und wieder Sühneopfer
zu leisten? Wer hörte jetzt noch auf die Priester und Magistraten, war doch in
den Augen des Volkes Elija oder gar der Messias gegenwärtig.
Dieser
Jochanan ben Zacharja, dessen große Jüngerschaft man auch die Nazoräer (=
Bewahrer) nannte, wurde nun plötzlich zur Schlüsselfigur für das spätere
Christentum, aber auch für den Islam, wo er als Vorläufer Mohammeds gilt. Auf
dem Höhepunkt seiner Verehrung macht er jedoch einen überraschenden Akt: Vor
einer großen Menschenmenge tauft er einen bis dahin in der Öffentlichkeit
Unbekannten: Jesus, dessen Beiname »Nazoräer« auf seine Zugehörigkeit zum
engsten Johanneskreis hindeutet (später wurde aus Nazoräer irrtümlich
Nazarener). Der verblüfften Volksmenge gibt er kund, dass dieser Jesus der
prophezeite Messias sei, dessen Weg er bereitet. Zugleich überträgt er ihm als
Einzigen die Vollmacht zu taufen.
Nur zwei bis
drei Monate nach der Taufe Jesu kommt es zur Gefangennahme des Täufers.
Vorausgegangen sind mehrere Versuche, das Volksidol der Juden zu fassen. Die
Ursache der Gefangennahme und späteren Enthauptung wird von Bibel und
Geschichtsschreibung unterschiedlich dargestellt. Der Evangelist Lukas
unterstellt als Grund einen Racheakt der Herodias, da der Täufer ihre
unrechtmäßige Ehe mit Antipas anprangerte. Josephus Flavius hingegen begründet
dieses einschneidende Ereignis mit der Furcht, Johannes könnte mit einem Wort
eine Revolution auslösen, die Priesterschaft und Staatsmacht gleichermaßen
stürzte. Die Forschung tendiert mehr zum Historiker als zum Evangelisten.
Allerdings hat auch Lukas in vielen Passagen Wahrheitsteile erfasst, so z.B.,
wenn er von der Hochachtung, ja sogar freundschaftlichen Zuneigung des Antipas
gegenüber dem Täufer berichtet.
In meinen
Forschungen bin ich auf eine dritte Variante gestoßen, die ausführlich in
meinem Buch über Johannes den Täufer [1] geschildert und begründet wird:
Herodias,
Enkelin Herodes d. Gr., verfolgte skrupellos das Ziel der Wiederherstellung des
jüdischen Reiches wie unter ihrem Großvater. Wesentliche Teile, wie etwa Judäa,
wurden jedoch dem römischen Reich einverleibt. Strategisch unwichtige Gebiete,
wie etwa Peräa, blieben unter der Regentschaft des Sohnes von Herodes d. Gr.,
Antipas. Herodias verließ ihren ersten Mann und Vater ihrer Tochter Salome und
heiratete 28 n.Chr. ihren Onkel Antipas. Von dieser Position aus agierte sie
gegen die Vormachtstellung Roms in Palästina. Unter dem Deckmantel »Feigenbaum«
wurde eine weitverzweigte Verschwörung gegen Rom organisiert. Die
großpolitische Lage war jedoch nicht günstig für ihre Ziele. In Palästina gab
es zudem eine religiöse Strömung, die mehr Gefahren in der jüdischen
Priesterschaft und Magistratur sahen als etwa in der Besatzungsmacht. Diese
Bewegung war selbst in Rom unter dem Namen »Weinberg« bekannt. (Man beachte
hier die vielen Redewendungen Jesu über den Feigenbaum als Negativum und
Weinberg als Positivum). Durch die starke Volksbewegung, die Johannes auslöste
und einen Thronsturz befürchten ließ, schienen die Pläne Herodias/Antipas
endgültig zu scheitern. Die Königsfamilie musste kurzfristig das Volk für sich
gewinnen. Was lag näher, als den Volkshelden mit edlem Stammbaum an sich zu
binden, untermauert mit dem Versprechen, sich langfristig für ihn als
religiöses Oberhaupt im vereinigten Israel einzusetzen. Eine Verbindung des
Täufers mit der heiratsfähigen Salome konnte alle innenpolitischen Probleme
beseitigen.
In der Tat,
liest man den Bericht über das Festmahl des Herodes, verbunden mit dem
Schleiertanz der Salome (= orientalischer Brauttanz) und all den Nebensätzen
unter diesem Aspekt, liegt der Schluss nahe.
Johannes hat
das Ansinnen offenbar barsch abgelehnt. Die Würde von Königsmutter und -tochter
waren aufs Gröbste verletzt. Er wurde enthauptet, sein abgetrennter Kopf den
Entehrten auf einer Silberschale dargereicht - ebenfalls ein orientalischer
Brauch jener Zeit.
Diese These
ist historisch noch nicht belegbar, viele Details am Rande untermauern sie
jedoch, so eine tiefe Stichwunde am Haupt des Johannes. Es wird überliefert,
dass Salome vor Zorn und Ehrverletzung auf das abgetrennte Haupt eingestochen
hat. Was alternativ könnte ihre Ehre so verletzt haben, dass sie vor
hochdekorierten Gästen ihre Fassung verlor? Die Nachricht vom Tode des Johannes
ging wie ein Lauffeuer durch das jüdische Volk. Alle fielen in Trauer. Es wird
berichtet, das im ganzen Lande drei Tage und Nächte die Totenlichter brannten.
Noch
Interessantes am Rande: Der Neffe von
Antipas und Nachfolger auf dessen Thron,
König Herodes Agrippa I., war ein glühender
Verehrer Johannes des Täufers. Bei der
Nachricht über seine Enthauptung soll er
einen Selbstmordversuch unternommen haben.
Er wurde deshalb zum Rivalen des Antipas und
deckte die Verschwörung gegen Rom auf.
Agrippa I. war als Mitglied des »Weinberg«
in Rom geachtet. Antipas und Herodias wurden
39. n.Chr. von Kaiser Caligula nach Gallien
verbannt. Zwei Jahre vorher demütigten die
Nabatäer beide durch einen verheerenden
Feldzug gegen Peräa. Der Geschichtsschreiber
berichtet darüber lapidar: »Das Volk der
Juden sah darin die Strafe Gottes für die
Ermordung des Johannes«
Dass Teile
der Herodianischen Königsfamilie zum Täufer hintendierten, wird auch
untermauert durch die Vermutung, dass der Johannesjünger und spätere Apostel
Thomas ein Spross Herodes d. Gr. ist.
Was wurde
aus der Johannesbewegung nach dem Tode des Täufers? Herodes Antipas belegte
alle Johannesjünger mit Rede- und Versammlungsverbot. Die Gefahr einer
Revolution war noch immer nicht gebannt, durch die Ermordung des Täufers sogar
noch verstärkt. Der Großteil wurde ins Exil getrieben.
Unter der
Führung Jesu versammelte sich der Rest, litt aber zeitlebens unter Verfolgung.
Herodes Antipas hielt Jesus lange Zeit für den von den Toten auferstandenen
Johannes.
Liest man
die wahre Biographie des Täufers, werden viele Reden, Handlungen und Ereignisse
aus dem Leben Jesu erst richtig deutlich. War sein Weg auch vorbereitet, so
musste er doch unter größter Gefahr diesen Weg beschreiten und zur Vollendung
führen. Ein Werk, das in der Menschheitsgeschichte keinen Vergleich hat.
Die Welt ist
voll von Prophezeiungen und Schreckensvisionen. Die biblischen sind dabei nur
ein geringer Teil und werden kaum noch beachtet. Die Wahrheit jedoch ist, dass
sich gerade die Worte der biblischen Propheten bis auf das Jota erfüllt haben.
Die Wiederkehr des Johannes zum Ende der Tage wird keine Ausnahme bilden.
Hans
Bernd Altinger,
Johannes der
Täufer, Sein wahres Leben und Wirken Seine Wiederkehr
Drei Ulmen
Verlag München, ISBN 3-926087-20-XVertrieb: POSS Verlag
© Hans Bernd Altinger
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Johannes der Täufer, Sein wahres Leben und Wirken Seine Wiederkehr
Drei Ulmen Verlag München, 978-3-926087-20-1
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