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«Aber das ist ein anderes Kapitel»
Zwischen Wasserburg und Kolumbien: Lesung mit Ralph Hammerthaler im Wasserburger Rathaussaal
Wasserburg - War es Zufall oder schicksalhafte Fügung? Für den Leser ist es eher unbedeutend. Nicht aber für Ralph Hammerthaler. Eine ungewöhnliche Begegnung vor acht Jahren in Kolumbiens Hauptstadt Bogota hatte den aus Wasserburg stammenden Autor zu seinem neuen Roman inspiriert. Im Wasserburger Rathaussaal stellte er sein neues Werk jetzt vor.
Zur Einstimmung spielte Josef Berger berührende Gitarrensoli. Cornelie Müller, Regisseurin aus München, sprach die Laudatio. Sie kennt den Autor, der heute in Berlin lebt, noch aus seiner Münchner Zeit. Ralph Hammerthaler hatte öfter als Theaterkritiker über ihre Inszenierungen geschrieben. Jetzt aber hat er eine klare Trennungslinie vollzogen. Aus dem Lohnschreiber von damals ist ein freier Schriftsteller geworden. Neben der Inspiration erfordere so ein Schritt vor allem Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen, so die Theaterfrau. Dann kam der Autor selbst ans Rednerpult. Hammerthaler las spannend und zugleich ergreifend. Es wurde deutlich, dass er sich im Theater wie zuhause fühlt. Kein Wunder, schließlich kann er bereits zwei erfolgreiche Stücke auf sein literarisches Konto buchen. Und das Neue nun?
Biographie ist es keine, sondern ein Roman mit all seiner künstlerischen Freiheit. Tomás, die Hauptfigur ist nur Fiktion. Und doch vereint «Aber das ist ein anderes Kapitel» Lebenslinien und Wesenszüge eines ganz realen Menschen: Tomás stammt aus Kolumbien und arbeitet in den sechziger Jahren als Kinderarzt im Ruhrgebiet. Während sein Studienfreund Albrecht Jox erfolgreich Karriere macht, verlässt er Deutschland und schließt sich dem Widerstand in Nicaragua an, um den Diktator Somoza zu stürzen. Viele Jahre später erfährt Albrechts Sohn Phillip davon. Er spürt der Geschichte nicht nur nach, sondern übernimmt daraus Impulse für sein eigenes Leben. Zwiespältig fasziniert stellt sich Phillip linkisch den Fragen der Revolution und besucht Tomás in Kolumbien. Dort wird er in eine Entführungsaktion verwickelt…
Aktuell dominieren Serienmörder, Gerichtsmediziner und mittelalterliche Heldinnen die Belletristik. Umso erfreulicher ist es, endlich wieder einmal auf literarische Figuren zu treffen, die in ihrer Psyche differenziert und kantig sind; so wie sie auch im wirklichen Leben existieren. Leider ist derzeit der gesellschaftskritische Ansatz in der Literatur etwas aus der Mode kommen. Hammerthaler wirkt dem wohltuend entgegen. Allerdings bedarf es schon der Aufmerksamkeit, sich in die komplexen Handlungsstränge einzufinden. Hat man es geschafft, so wird man dafür entlohnt mit einer sprachlich wie inhaltlich brillanten Story, vielen interessanten Persönlichkeiten und einem Spannungsbogen, der nicht abreißt. Erschienen ist der Roman im Wasserburger Poss-Verlag von Hans Bernd Altinger, mit dem Ralph Hammerthaler eine langjährige literarische Freundschaft verbindet.
Wolfgang Janeczka 14.03.2007
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Ralph Hammerthaler
ist auf den großen Bühnen Deutschlands zu Hause und wurde für seinen ersten
großen Roman sowie seine Theaterstücke gefeiert. Jetzt liegt der mit Spannung
erwartete zweite große Roman "Aber das ist ein anderes Kapitel"
vor.
Oberbayerisches Volksblatt
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Der Kapitalismus ist literaturfähig
geworden, und Ralph Hammerthaler ist sein auf den Abgesang eingestimmter
Sänger des Unheils. Das unterscheidet diesen Autor von den meisten seiner
Generationskollegen, die sich gerne des eigenen, ereignislosen Lebens vergewissern
und darüber ganz sentimental werden."
Frankfurter Rundschau
Das Oberbayerische Volksblatt schrieb:




